Die Chinesen überzeugen wir nicht mit guten Worten
Badische Zeitung vom 10. September 2021
Der ehemalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen spricht bei der Firma Mesa Parts über die Vereinbarkeit von Klimapolitik und Wirtschaftszielen. Nicht in allem, aber in vielem, ist man sich einig.
In knapp zwei Wochen können die Deutschen eine neue Regierung wählen, der Bundestagswahlkampf geht auf die Zielgerade. Politische Unterstützung aus Berlin hat sich am Donnerstag CDU-Bundestagskandidat Felix Schreiner gesichert. Norbert Röttgen, Leiter des Auswärtigen Ausschusses, früherer Bundesumweltminister und zuletzt einer der Kandidaten für den CDU-Vorsitz, plante auf seiner Reise durch die Region einen Abstecher in Lenzkirch ein. Ziel war die Firma Mesa Parts.
In welchen Bereichen der Automobilzulieferer genauestens auf die Politik blickt, liegt in der Natur der Sache: das mögliche Aus für Verbrenner-Fahrzeuge, die angestrebte Klimaneutralität der Wirtschaft und die Verkehrswende. "Für mich ist die Frage, wollen wir Klimapolitik durch den Markt begleiten oder wollen wir Planwirtschaft betreiben?", begann Geschäftsführer Julian Meyer seine Ausführungen.
Die Antwort liege auf der Hand, man brauche "Leitplanken für den Markt", doch könne man auch nicht alles vorschreiben. "Ich habe keine Angst vor einer CO2-neutralen Wirtschaft. Ich habe Angst vor einer Politik, die bestimmte Technologien als Königsweg definiert, die aber nicht der Königsweg sind." Man müsse auch global denken, sagte er.
Röttgen schlug in die gleiche Kerbe. Er verglich den CO2-Ausstoß Deutschlands, der weltweit gerade einmal zwei Prozent ausmache, mit dem Chinas, der bei 30 Prozent liege. "Die Chinesen überzeugen wir nicht mit guten Worten", stellte er klar. "Diese 30 Prozent werden wir nur gewinnen, indem wir den Beweis liefern, das klimaverträgliches Wirtschaften ein wirtschaftliches, technologisches Erfolgsmodell ist." Deshalb sei der Ansatz "das mit Verboten, ohne Markt, ohne Unternehmen, ohne Innovationen schaffen zu wollen, nicht nur wirtschaftspolitisch ein Holzweg, sondern auch klimapolitisch eine Sackgasse".