Homeoffice ist im Hochschwarzwald vor allem an Freitagen beliebt
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Homeoffice ist im Hochschwarzwald vor allem an Freitagen beliebt

Zwischen 30 und 60 Prozent der Zeit können Arbeitnehmer im Hochschwarzwald von zuhause aus arbeiten. Foto: Finn Winkler (dpa)

Badische Zeitung vom  19. August 2024, Louisa Krieg

Was seit der Pandemie oft genutzt wird, wollen Politiker jetzt verankern: Die Grünen fordern die Einführung des Rechts auf Homeoffice. Auch im Hochschwarzwald arbeiten viele Menschen von zuhause aus – aber nicht nur.

Wer darf wie oft von zuhause aus arbeiten?

Bei Mesa Parts in Lenzkirch ist es möglich, 30 Prozent der Zeit aus dem Homeoffice zu arbeiten. 60 Prozent sind bei Testo in Titisee-Neustadt möglich. Bei der Franz Morat Group in Eisenbach können Mitarbeiter ein bis zwei Tage pro Woche mobil arbeiten, vorzugsweise montags und freitags. Bei der Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG) darf ein Drittel der Woche von zuhause aus gearbeitet werden. Die Tage sind nicht fest vorgegeben. Es handle sich eher um Mobile Office statt um Homeoffice – man könne von verschiedenen Orten aus arbeiten, erklärt Herbert Kreuz, Leiter des Bereichs Kommunikation und Medien. Auch in größeren Verwaltungen im Hochschwarzwald ist Homeoffice ein Thema – etwa in Titisee-Neustadt. Individuell, je nach Arbeitsplatz und nach Absprache ist das möglich, sagt Pressesprecher Felix Tritschler. In der Gemeindeverwaltung in Lenzkirch nutzen zwei Mitarbeiter das Homeoffice an verschiedenen Tagen, sagt Anna Maria Bernhart-Zeller aus der Personalabteilung. Höher ist die Quote in Löffingen: Zehn von 52 Mitarbeitern der Stadtverwaltung nutzen gelegentlich das Homeoffice, sagt Lena Oster, stellvertretende Hauptamtsleiterin.

Welche Tage sind besonders beliebt?

"Vor allem der Freitag ist ein beliebter Homeoffice-Tag", betont Martina Waldvogel von Mesa Parts. Auch die Franz Morat Group bevorzugt diese Tage. Bei Testo ist es zusätzlich der Donnerstag. Dann sei weniger los am Standort.

Gibt es Einschränkungen?

Einige Termine seien bei Mesa Parts nur in Präsenz möglich, sagt Martina Waldvogel. Die Firma Testo wolle "erlebbar" bleiben, wie Kevin Rodgers betont. Deshalb gelte immer dienstags und mittwochs eine Präsenzpflicht, einmal im Monat gebe es eine Präsenzwoche. "In dieser Woche finden besondere Veranstaltungen statt", sagt er. Zudem sei Testo ein produzierendes Unternehmen, nicht alle Mitarbeiter sind arbeitsplatzunabhängig. Insofern sei es ein Gebot der Fairness, beides anzubieten. Bei der Franz Morat Group gibt es eine weitere Besonderheit: In einigen Bereichen wurde Kurzarbeit angemeldet. Dort wurde die Mobile Arbeit ausgesetzt, um die Präsenz und die Kommunikation zwischen den Abteilungen sicherzustellen, sagt Marketingleiter Stefan Federer. Außerdem sei auch hier Anwesenheit in der Produktion und in Schnittstellenabteilungen wichtig. Nur 30 Prozent aller Mitarbeitenden am Stammsitz können deshalb mobil arbeiten. In Verwaltungen sei Homeoffice ebenfalls nur in wenigen Bereichen möglich, sagt Anna Maria Bernhart-Zeller aus Lenzkirch.
 
"Die Gemeindeverwaltung ist ein Dienstleister und insofern hat der persönliche Bürgerkontakt für uns Priorität." Lena Oster aus Löffingen betont, dass auch nicht alle Rathausmitarbeiter von zuhause aus arbeiten wollen. Herbert Kreuz von der HTG findet es wichtig, dass der Draht zum Team nicht verlorengehet.

Wie wirkt sich Homeoffice auf die Arbeit am Standort aus?

Besonders zu den beliebten Homeoffice-Tagen wird es ruhiger in den Büros. Aber: Auf die Gemeinschaft wirke sich das nicht negativ aus, sagt Martina Waldvogel. Sie kann sich vorstellen, dass durch Homeoffice sogenannte Shared Desks interessant werden. Dabei werden nur noch weniger Arbeitsplätze vorgehalten als es Mitarbeiter gibt. Aufgrund von Homeoffice hat sich auch bei Testo die Anzahl der benötigten Arbeitsplätze nicht erhöht, anders als ursprünglich gedacht. Obwohl es ausgearbeitete Pläne für zwei weitere Bauabschnitte in Titisee gibt, wird deshalb vorerst nicht erweitert.

Profitieren Unternehmen von mobilen Arbeitsmodellen?
 
Kevin Rodgers von Testo sieht Vorteile im Homeoffice: Durch weniger Berufsverkehr werden Emissionen, Lebenszeit und Kosten eingespart. Und dank Homeoffice sei es für die Firma einfacher, Personal zu gewinnen. "Wir haben zum Beispiel Kollegen, die im Rhein-Main-Gebiet leben und wir suchen inzwischen auch international nach Fachkräften", betont er.

Auf Homeoffice als Beitrag zur Mitarbeitergewinnung setzt auch die Stadt Titisee-Neustadt. "Homeoffice ist für uns auch ein Zeichen von Vertrauen in unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir glauben daran, dass motivierte und zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die besten Ergebnisse erzielen – zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger", betont Bürgermeister Gerrit Reeker.

Wäre ein Recht auf Homeoffice sinnvoll?

Das befürwortet das Unternehmen Mesa Parts aus Lenzkirch nicht. Auch die Franz Morat Group spricht sich dagegen aus: "Der Gesetzgeber sollte sich da raushalten. Die Interessen des Unternehmens müssen im Vordergrund stehen – gerade jetzt, wo viele mit großen Herausforderungen zu kämpfen haben", sagt Stefan Federer. "Die Forderung nach einem Recht auf Homeoffice betrifft uns bei Testo insofern nicht, da wir bereits seit Jahren umfangreiche Möglichkeiten für mobiles Arbeiten anbieten", sagt hingegen Kevin Rodgers. Viele Teams arbeiteten länder- oder standortübergreifend, sodass ein fester Arbeitsplatz keine so große Bedeutung mehr habe.
 

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