Job Start Börse Titisee 2023

Schüler haben bei der Jobstart-Börse die Qual der Wahl

Benedikt und Ricarda Lebtig fanden an der Jobstart-Börse einige Unternehmen, wie z. B. Mesa Parts, die dem 14-jährigen Realschüler gefallen haben.

Badische Zeitung vom 12. Oktober 2023

39 Betriebe und Institutionen suchen auf der Jobstart-Börse von BZ medien und AOK in Titisee-Neustadt den Azubi oder Studenten von morgen. Einer von ihnen könnte Benedikt Lebtig sein.

Irgendwas mit Bauen. Das steht für den 14-Jährigen, der die Fürstabt-Gerbert-Schule in St. Blasien besucht, fest. Nur was genau? "Da sind wir noch in der Findungsphase", sagt Mutter Ricarda Lebtig und schmunzelt. Auch wenn Benedikt noch jung ist – in der Schule stehen die Berufspraktika an und noch hat er keines gefunden. Da ist die Jobstart-Börse ein guter Anlaufpunkt.

Seit mehr als 20 Jahren bietet die BZ mit Partnern diese Börse an, bringt Betriebe und potenzielle Azubis zusammen. Mehr als 200 Unternehmen sind 2023 an den verschiedenen Standorten der Messe beteiligt, es gibt eine Warteliste, so groß ist die Nachfrage auf Firmenseite.


Die Firmen sind auf Fachkräfte angewiesen

In Titisee-Neustadt ist heuer aber eine Situation aufgetreten, die sowohl die Veranstalter als auch Landrätin Dorothea Störr-Ritter etwas ratlos macht: Trotz rechtzeitiger Einladung hat sich keine Schule aus dem Kreis gemeldet, um an der geplanten Tagesveranstaltung am Mittwoch teilzunehmen. "Das ist sehr schade", sagt Störr-Ritter. Schließlich bemühe man sich im Kreis, Schülerinnen und Schüler gut gerüstet ins Berufsleben zu entlassen. "Gerade im Hochschwarzwald sind die Firmen auf Fachkräfte angewiesen." Die Börse sei eine gute Gelegenheit, diese Firmen kennzulernen. In Titisee-Neustadt steht dafür nun der Dienstagabend zur Verfügung. Im Foyer des Kurhauses hat Pfeiffer Präzisionstechnik einen Stand aufgebaut, den Benedikt als erstes ansteuert. Die Firma aus Friedenweiler bietet Ausbildungsplätze für Zerspanungsmechaniker oder auch Industriemechaniker an. Für Benedikt nicht uninteressant, oder? "Ja, das gefällt mir ganz gut", sagt er. Aber weiter umschauen will er sich trotzdem.


Dass es ein handwerklicher Beruf für ihn sein soll, ist klar

Vorbei geht’s am Stand der Bundeswehr, des DRK, der Sparkasse, der Stadtverwaltung oder auch der Hochschule Furtwangen. Die können sich über mangelnde Nachfrage nicht beschweren – aber Benedikt bleibt nicht stehen. Dass es ein handwerklicher Beruf für ihn sein soll, ist klar. Nächster Stopp: WST Löffingen. Der Hersteller von Fräs- und Drehteilen beschäftigt rund 800 Mitarbeitende, darunter 40 Azubis. Am Stand nimmt sich der Ausbildungsleiter viel Zeit und schreibt
Benedikt am Ende seinen Namen auf. "Einfach anrufen und nach mir fragen", sagt er und Benedikt nickt eifrig.

Mutter Ricarda hat für ihren Sohn keinen bestimmten Berufswunsch. "Es muss ihm in erster Linie Spaß machen." Das ist auch von anderen Vätern und Müttern zu hören, die ihre Kinder auf der Börse begleiten. Roland Gandt ist mit Tochter Cora gekommen. Sie ist zielgerichtet wegen eines Unternehmens zur Börse gegangen, der Akademie für Kommunikation, die Ausbildungsplätze für Graphik- oder Produktdesign anbieten. Vater Roland ist Baublechner und kennt viele der Aussteller. Reinreden in die spätere Berufswahl würde er seiner Tochter auch nicht.

Die Auswahl an handwerklichen Berufen ist groß

Benedikt ist derweil am Stand von Rena Technologies angekommen. Der Hersteller von nasschemischen Anlagen sitzt in Gütenbach bei Furtwangen. "Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Such dir deinen Ausbildungsplatz nicht nach Entfernung aus", sagt Stefan Schwarzkopf, der mit Kollegen den Stand betreut. "Sondern nach den Aufgaben, den Kollegen."

Die Auswahl an handwerklichen Berufen ist groß und nach weiteren Gesprächen, etwa mit Mesa Parts oder Testo, sehen Benedikt und seine Mutter zufrieden aus, die Tasche mit Infomaterial ist gut gefüllt. Davon gibt es an der Börse reichlich, auch die vielen Werbegeschenke finden Abnehmer. Die Stände haben sich im Lauf der Jahre verändert – einfach nur hinstehen und vom Job erzählen, macht keiner mehr. Dachdeckermeister Roland Sick konnte einen Anhänger der Landesinnung ausleihen und bietet mit Virtual- Reality-Brillen die Möglichkeit, im wahrsten Sinne des Wortes aufs Dach zu steigen. Die Erfahrung sei so lebensnah, dass selbst erfahrene Dachdecker automatisch in die Knie gehen, wenn sie auf dem virtuellen Dach stehen, sagt Sick.

Der persönliche Kontakt wird geschätzt

Am Ende des Abends werden knapp 200 Menschen die Börse besucht haben. Wie viele davon für ein Praktikum oder sogar eine Ausbildung zurückkommen, messen die meisten Unternehmen zwar nicht. Dass der persönliche Kontakt aber wichtig ist, sagen alle. Und Benedikt? Der hat bei der Auswahl an Praktikumsplätzen jetzt die Qual der Wahl – und seine Findungsphase vielleicht schon beendet.

 

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