Mit neuen Strategien weiter wachsen
Mesa Parts zählt zu den fünf besten Zerspanern in Europa / Extrem anspruchsvolle Technologien sind tägliche Herausforderungen.
Badische Zeitung vom 15. April 2017
Mit gut gefüllten Auftragsbüchern blickt Mesa Parts voller Optimismus auf die kommenden Monate und geht davon aus, dass am Jahresende der Umsatzrekord auf etwa 110 Millionen Euro gesteigert werden kann. Nach einer Investition von 50 Millionen Euro allein in Lenzkirch stehen den 612 Mitarbeitern insgesamt 20 000 Quadratmeter Produktionsfläche zur Verfügung und täglich werden etwa eine Million Teile gefertigt. Und dies mit höchster Präzision und in bester Qualität. Ein Großkunde aus dem Automobilbereich ist mit der Auftragsausführung seiner Teile so zufrieden, dass er Mesa Parts "zu den fünf besten Zerspanern in Europa" zählt.
Die Weichen für diese positive Geschäftsentwicklung von Mesa Parts sind bereits vor Jahren gestellt worden. Dazu zählt sicher auch die Übernahme eines Betriebs im böhmischen Nachod in Tschechien vor 20 Jahren, wo heute 350 Mitarbeiter beschäftigt sind. Auch beim Tochterunternehmen sind im Jahr 2015 Investitionen in die Erweiterung geflossen.
Die große Investition erfolgte jedoch am Stammsitz in Lenzkirch und erstreckte sich über drei Jahre. Zunächst gab es im Jahr 2014 eine neue Ausbildungsstätte. Hier bildet Mesa Parts selbst seine Fachkräfte von morgen aus und bietet auch Quereinsteigern oder Umschülern eine Chance, in der Metallverarbeitung eine neu berufliche Perspektive zu finden, sagt Personalleiter Martin Klimpel.
Als dieses Projekt umgesetzt war, ging es an die Erweiterung der Produktionsfläche und den Bau eines Sozialgebäudes. Das Sozialgebäude mit mehr als 700 Quadratmeter Fläche ging 2016 in Betrieb.
Mit dem Bau der neuen Produktionshalle vier wurde im August 2014 begonnen und bereits im Mai 2015 wurden die ersten Maschinen darin aufgestellt, erläutert der Geschäftsführende Gesellschafter Julian Meyer den engen Zeitplan. Mit der neuen zehn Meter hohen Oberlichthalle vergrößerte sich die Produktionsfläche um 3200 Quadratmeter. Und sie sieht ein modernstes Kühlungssystem für die hochpräzise arbeitenden Maschinen vor. Diese werden mit einem Ölkreislauf gekühlt und die Kühler dafür sind auf das Dach ausgelagert, um konstantere Temperaturen in der Halle zu haben, was die Maschinenanlagen konstant präzise arbeiten lässt.
In der neuen Halle trägt das Mesa Parts Eigengewächs Achim Steür aus Titisee-Neustadt, der 2003 als Zerspanungsmechaniker bei Mesa Parts ausgebildet wurde und 2012 die Meisterprüfung erfolgreich ablegte, die Verantwortung. In dieser neuen Halle arbeiten derzeit 75 Mitarbeiter an 28 Maschinenanlagen, in einigen Maschinen erfolgen bis zu drei Fertigungsschritte. Die Anlagen laufen an fünf Tagen der Woche in drei Schichten rund um die Uhr. An Samstagen und Sonn- sowie Feiertagen stehen die Maschinen still, es sei denn, es muss auch samstags produziert werden, um Aufträge im Zeitfenster erfüllen zu können.
Neues Produktionsteam mit 45 Mitarbeitern aufgebaut
Für die Umsatzsteigerungen bei Mesa Parts stehen eine ganze Reihe von neuen Projekten. Es sind Fertigungsteile, die die Automobilhersteller für Bremsen, Getriebesteuerungen oder für aktive Fahrwerke benötigen, erläutert der Geschäftsführer Julian Meyer. Neu ist der Auftrag für die Fahrwerksteile. Hier kann der Autofahrer selbst das Fahrwerk einstellen oder Sensoren passen es an die aktuelle Fahrweise an. Julian Meyer sieht in den Komponenten im Bereich aktive Fahrwerksdämpfung ein strategisch wichtiges Zukunftsprojekt für Mesa Parts. In der neuen Halle ist dafür ein neues Produktionsteam mit 45 Mitarbeitern aufgebaut worden.
Dieses große Projekt hat Mesa Parts in 2016 bekommen und mehr als 15 Millionen Euro Umsatz gemacht. Stand heute sind die Teile in Autos der gehobenen Premiumklasse eingebaut, in Applikationen sind sie künftig wohl auch in breiteren Autoklassen denkbar. Geschäftsführer Meyer erinnert dabei an die ABS-Bremssysteme, die heute in Applikationen wie ESP fast in allen Autos eingebaut sind.
So ging man bei Mesa Parts einst davon aus, dass ein Bremsenteil in einer Stückzahl von einer Million gefertigt wird. Das Teil dient beim dynamischen Fahren der Abstandkontrolle in Mittelklasseautos. Hier hat sich die Planmenge schon in einem Jahr verdoppelt und bis heute sind es sechs Millionen Stück geworden. Das hat auch damit zu tun, dass die Abstandkontrolle einst als Zusatzausstattung vom Autokäufer geordert werden musste, sie heute aber zur Serienausstattung zählt.
Der Erfolg von Mesa Parts auf dem Markt der Autozulieferer beruht auch auf einem schon vor der Dieselkrise beschlossenen Wechsel der Strategie. Heute sind diese Produkte außerhalb der Dieseltechnologie von Vorteil, so Meyer.
Dieser strategische Wechsel bahnte sich bereits 2013 an. Die Angebote gingen 2013 ein und ein Jahr später erhielt das Unternehmen den Auftrag. 2015 ging es an die Fertigung der ersten Teile und 2016 war der Fertigungsprozess gereift, dass die Serienfertigung startete und es zum Hochlauf für das Produkt kam. 15 Millionen Euro werden mit den aktiven Fahrwerksteilen umgesetzt.
Was die Dieseltechnologie angeht, seien die Aufträge stabil und zusammen mit Teilen für die Benzineinspritzung lassen die Aufträge für Motorentechnologie weiter eine feste Größe sein. Mesa Parts werde mit den neuen Produkten weiter fest im automotiven Bereich tätig sein. Es ist eine extrem anspruchsvolle Technologie, die Mesa Parts beherrscht und sich damit deutlich von den Wettbewerbern abheben kann, ist sich Meyer sicher. Und diese neuen Produkte sorgen auch 2017 für ein deutliches Wachstum, ist sich Julian Meyer sicher.