Mesa Parts in Lenzkirch baut Personal ab und erwägt Kurzarbeit
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Mesa Parts in Lenzkirch baut Personal ab und erwägt Kurzarbeit

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Badische Zeitung vom 8. Juni 2019

Die deutschen Autohersteller schwächeln seit geraumer Zeit, was sich in den Absatz- und Umsatzzahlen widerspiegelt. Insbesondere bei Autos mit Dieselmotoren gibt es weltweit Einbrüche am Markt. Dies bekommen nun auch die großen Zulieferer und die Hersteller von Aggregatsteilen, wie das Präzisionsunternehmen Mesa Parts in Lenzkirch zu spüren. "Wir fahren auf Sicht", sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Julian Meyer zur aktuellen Lage. Es gibt neun Schließtage und im Juli wird wohl bereichsbezogen mit Kurzarbeit geplant.

Die negativen Einflüsse auf die Automärkte in aller Welt haben Auswirkungen auf die aktuelle Geschäftsentwicklung von Mesa Parts. Das Unternehmen beschäftigt in Lenzkirch noch 560 Mitarbeiter.

Die Umsatzzahlen

Die für das Jahr 2018 selbstgesteckten Ziele sind in Lenzkirch nicht erreicht worden. Dagegen gab es im Vorjahr positive Geschäftsentwicklungen in den beiden Auslandswerken im tschechischen Nachod und im mexikanischen Lerma. Der Umsatz 2018 summierte sich für Mesa Parts Lenzkirch auf 94 Millionen Euro. Diese Summe lag am Jahresende um 7,3 Millionen Euro und 7,2 Prozent unter dem Umsatzziel. Das erste Halbjahr 2018 verlief noch sehr stark und zunächst deutete nichts auf sich rapide verschlechternde Zahlen hin. In der zweiten Jahreshälfte kam es zu einem konjunkturellen Einbruch und das Präzisionsunternehmen musste Zahlen registrieren, die 15 bis 20 Prozent unter Plan lagen.

Im Tochterunternehmen Mesa Parts Tschechien in Nachod sind die Umsatzziele von 25 Millionen Euro weitgehend erreicht worden. "Die Ergebnisse sind besser als geplant", betont Meyer und spricht davon, dass in 2019 zwei wichtige Neuprojekte in Tschechien anlaufen.

Seit 2014 gibt es die Tochterfirma AMA Parts im mexikanischen Lerma. Das Geschäftsjahr 2018 war von einer "sehr positiven Entwicklung" geprägt. Der Umsatz summierte sich auf 8,2 Millionen US-Dollar und blieb etwas hinter dem Umsatzziel zurück. Für das laufende Jahr sind bei der mexikanischen Tochter Umsatzsteigerungen geplant.

Die Erwartungen für 2019

Entsprechend zurückhaltend sind die Zielvorgaben für 2019 und der Geschäftsführende Gesellschafter Julian Meyer spricht von einer konservativen Planung mit einem Umsatzziel von 92 Millionen Euro. Mit dieser Planung, die unter dem Vorjahr liegt, passe man sich an die weitere Marktentwicklung an. "Der konjunkturelle Ausblick bleibt verhalten", prognostiziert Julian Meyer.

Weniger Personal und Kurzarbeit

Die aktuelle Marktentwicklung und das verringerte Umsatzniveau wirken sich auf das Personal aus. Um die Personalkosten zu senken, hat Mesa Parts bereits seit Oktober 2018 insgesamt 90 Stellen abgebaut. Diese Reduzierung ist durch das Auslaufen von befristeten Arbeitsverträgen, Reduzierung von Zeitarbeit und unter Ausnutzung der allgemeinen Fluktuation gelungen. Damit ist ein Großteil der erforderlichen Personalanpassungen bereits erfolgt. In den Jahren 2016 und 2017 hatte der Eingang von Aufträgen dazu geführt, dass Mesa Parts viele neue Einstellungen tätigte. Laut Julian Meyer "waren die Personalanpassungen jetzt unvermeidbar und sehr schmerzhaft, da diese auch qualifizierte und gut eingearbeitete Fachkräfte betroffen haben." Betriebsbedingte Kündigungen sind bisher nicht notwendig geworden. Grundsätzlich strebt Mesa Parts es an, dass so viele Mitarbeiter wie möglich gehalten werden, betonten Meyer und Klimpel unisono im Pressegespräch.

Um die Kapazitäten an die verringerte Umsatzentwicklung anzupassen hat Mesa Parts einzelne Schließtage genutzt, an denen in Großteilen des Betriebes nicht gearbeitet wird. Von April bis Juli 2019 gibt es neun solcher Tage. Von April bis Mai sind die Schließtage durch den Abbau von Überstunden und Urlaub umgesetzt worden. So könnte auch in weiteren Fällen verfahren werden.

Für den kommenden Monat Juli, so Personalleiter Martin Klimpel, werde bereichsbezogen, die Einführung von Kurzarbeit geplant. Dies gilt aber nicht für den gesamten Standort Lenzkirch, denn erfreulicherweise gibt es einzelne Abteilungen, in denen sich die Auftragslage weiterhin gut entwickelt, so Martin Klimpel.

Die Ursachen

Als Einflüsse auf die aktuelle Umsatzentwicklung nennt Unternehmer Meyer WLTP, dabei handelt es sich um ein neues weltweit einheitliches Testverfahren, mit dem Emissionen und Verbrauch ermittelt werden. Seit September 2018 werden neue Modelle nur noch zugelassen, wenn ihre Werte im WLTP Verfahren ermittelt worden sind.

Ein weiterer Fakt ist, dass Dieselmodellen in den vergangenen Monaten und Jahren an Marktanteilen verloren haben. Dazu kommt eine deutliche Konjunkturabkühlung in China seit dem vergangenen Jahr. Und China, das als einer der größten Automärkte gilt, setzt vermehrt auf Elektroautos. Dahinter stehe aber nicht ein verstärkter Umweltgedanke, sondern der chinesische Staat betreibe damit klare Industriepolitik und strebe die Marktführerschaft bei den E-Modellen an, erläutert Meyer. Ferner trage, der Handelskonflikt und die Einführung von Zöllen zwischen USA und China nicht zu einer positiven Umsatzentwicklung bei. BMW produziere manche Modelle in den USA und Mesa Parts liefert bestimmte Teile für Aggregate, die in diesen Modellen eingebaut werden. So spürt man auch in Lenzkirch die Auswirkungen diese Handelsstreits. Die konjunkturelle Lage dämpfe den "Hochlauf von Neuprojekten", die so hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die Mischung all dieser Effekte wirke sich eben negativ auf die Geschäftsentwicklung bei Mesa Parts aus, hält Meyer fest.

Ausblick und Herausforderung

Die aktuelle Herausforderung, der sich Mesa Parts wie viele andere Zulieferer und Teilefertiger im Automotivbereich tätigen Unternehmen stellen müssen, ist der beginnende Strukturwandel im einstigen Kerngeschäft. "Dieser Wandel kommt schneller und früher als erwartet", so Meyer. Zugleich können mit neuen Produkten erst in den nächsten Jahren signifikante Umsätze erzielt werden. Diese Entwicklung habe Mesa Parts erwartet und 2012 entschieden, in die Entwicklung eigener Produkte zu investieren, um neue Kunden und Märkte zu erschließen, sagt Meyer.

Dies ist auch eine unternehmerische Reaktion nicht nur auf einen konjunkturellen Einbruch, sondern vor allem auf den beginnenden Strukturwandel in der Automobilindustrie. "Die Zeiten des kontinuierlichen Mengenwachstums der vergangenen zehn Jahre, dass eben jedes Jahr die Zahl der neuzugelassenen Autos, die Zahl des Vorjahres übertrifft, ist vorbei", ist sich Meyer sicher. Der Unternehmer ist überzeugt, dass es große Fortschritte bei alternativen Antrieben geben wird. Ein Hybrid-Auto nennt er einen guten Kompromiss. Brennstoffzellen, synthetische Kraftstoffe und die E-Mobilität stellen für die bisherigen Zulieferer eine Riesenherausforderung dar. Dass morgen alle nur noch mit elektrischen Antrieben unterwegs sein werden, erwartet Meyer dabei nicht. So wie Bosch neue Märkte suche und statt auf den Diesel vermehrt auf Brennstoffzellen setzt, um Lastwagen durch den Wasserstoffantrieb klimafreundlicher zu machen, wird sich auch Mesa Parts der Herausforderung stellen.

 

 

 

 

 

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